Sunn 0))) – Kannon
Label: Southern Lord, 2015
Format: Vinyl im Gatefold
Links: Discogs, Band
Genre: Drone, Doom
Treibt es weiter, treibt es zum Wahnsinn, treibt es dunkel. Wiederholung ist Erfrischung, der Tod ist das Leben. Neu erwachen leblose Welten, neu erstarken Gefühle. Das Rauschen in deinen Ohren wird zur Hymne, das Flimmern in deinen Augen zu Sonnenstrahlen. Wie weit würdest du gehen, um die unsichtbaren Mächte, welche zwischen uns Menschen herrschen, fassbar und erklärlich zu gestalten? Ist es möglich, als Mensch weitere Ebenen zu erklimmen und die Grenzen auszulachen?
Sunn 0))) aus den USA waren schon immer eine Band, die den Körper aus Fleisch und Blut zu einem neuen Ort transportierte. Sei es während ihren erschütternden Konzerten, oder mit den fast unbeschreiblichen Alben. Stephen O’Malley und Greg Anderson liessen ihre Tonfolgen immer weitab der gewohnten Form erklingen. Drone und Doom, gemischt mit morbider Atmosphäre und Geisterbeschwörung. Mit dem siebten Album „Kannon“ tauchen sie nicht nur tiefer in diese Unmöglichkeiten ein, sie vermischen auch Sage und Wahrheit. Denn obwohl das neuste Werk mit nur drei Tracks erstaunlich kurz geraten ist, versuchen die Musiker, alte Fragen auf neue Art zu ergründen. Ohne klare Worte und mit fliessenden Gitarrenriffs – die einzelnen Stücke weisen keine Merkmale und Unterscheidungen auf, sondern wabern und dröhnen beängstigend durch die Zimmer. Fast rein instrumental gehalten verschwimmen bei „Kannon“ die Grenzen zwischen Ambient und Metal. Strukturlose Soundgewächse fressen Lieder, Geräusch erschlägt Lied. Das Grundkonzept über Guanyin liess sich ohne Begleittext zwar nicht entziffern, fügt der Musik aber eine spannende Ebene hinzu.
Im Gegensatz zum Meilenstein „Monoliths & Dimensions“ werden Sunn 0))) auf ihrem neusten Album zwar Gefangene ihrer eigenen Formel, faszinieren aber weiterhin. Die Band bleibt weiterhin ein unangenehmer Zeitgenosse, nur stimmig für Hörer mit sehr toleranter Einstellung zur Musik. Denn bei dieser Platte ist das Duo nicht nur an einem komplett abstrakten Punkt angelangt, sondern läuft auch Gefahr, sich zu verlieren. Ohne die sakralen Momente und wunderschön verwesenden Riffharmonien wäre „Kannon“ leider beliebig.
Anspieltipps:
Kannon 1, Kannon 2
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