Underworld – Dubnobasswithmyheadman (1994 / 2014)

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Underworld – Dubnobasswithmyheadman
Label: Universal UMC, 2014
Format: 5 CDs in Schuber, mit Buch und Downloadcode
Links: Discogs, Band
Genre: Techno, Electronica, Ambient

Vor 20 Jahren veränderten Karl Hyde, Rick Smith und Darren Emerson nicht nur die musikalische Ausrichtung von Underworld komplett (die Vorgänger „Underneath The Radar“ und „Change The Weather“ sind in der Verwandlung erst auf halber Strecke), sondern beeinflussten den Dance-Sound auf der ganzen Welt. Das Album mit dem sperrigen Titel „Dubnobasswithmyheadman“ verband erstmals pochenden Techno und Dance mit entspannter Atmosphäre und vor allem: Sprechgesang. Die Stimme von Karl Hyde untermalt die Tracks mit kryptischen Textzeilen und sich wiederholenden Parolen. „Thunder thunder lightning ahead. Now I kiss you dark and long“, „And I see Elvis! And I hear God on the phone“ oder „I’m the spoonman. Talks to God. Transfusion. Penetration.“ Daraus muss sich jeder selber zusammenreimen was die Aussagen zu bedeuten haben, der Musik tut dies aber mehr als gut.

Jedes Lied ist eine kleine Reise in die Welt der Clubs und tanzenden Meuten. Aber Underworld bleiben dabei immer ruhig und kreieren sanfte Beats die treiben und gerne ins Bein gehen. Zeit geben sie sich genug: Bis zu 13 Minuten lang wurden die Teile, welche als Gesamtes ein wunderbar stimmiges Album ergeben. Bis heute steht es an der Spitze der intelligenten Clubmusik aus England und weiss auf mehrere Arten zu gefallen: Die Lässigkeit mit der die Musik präsentiert wird – wie eine kuschelige Ecke im After Hour Club, die verwirrenden und oft sogar verängstigenden Texte, die merkwürdigen Soundeffekte und effektvollen Einspielungen und natürlich die tollen Beats und Gitarren. Stücke wie „Mmm…Skyscraper I Love You“ oder „Dirty Epic“ haben sich zu Klassiker gemausert und stehen anderen Hits von Underworld wie „Rez“ oder „Born Slippy“ in nichts nach. Eine würdige Jubiläumsbehandlung ist bei diesem Album also mehr als verdient.

Das volle Feierpaket erhält man mit der fünffachen CD-Box, die mir hier vorliegt. Nebst dem klanglich überarbeiteten Originalalbum auf der ersten Silberscheibe erhält man massig zusätzliches Material, mit dem es sich vorzüglich in die Welt rund um „Dubnobass…“ eintauchen lässt. Je eine CD enthalten die Singles, Remixes, alternative Versionen und eine live aufgenommene Probesession mit vielen Improvisationen. Klar ist dies zuerst einmal ein völliger Überfluss an Material. Wer will schon sechs verschiedene Aufnahmen von „Dark & Long“ an einem Tag anhören. Nimmt man sich aber Zeit für dieses Set, entfalten sich bald neue Sichtweisen auf die Produktion, den damaligen Zeitgeist und die Arbeitsweise von Underworld. Es gelingt somit, eine stimmige Momentaufnahme der mittleren Neunziger zu erschaffen und auch Spätgeborenen ein klares Bild zu vermitteln.

Also dann nicht wie los, abzappeln zu „Dirty Epic“, alles zertrümmern zum wunderbar krachenden „Cowgirl“ oder in älteren Zeiten des Synthie-Pop schwelgen mit „M.E.“. „Dubnobass…“ bietet alles, was ein Techno / House Album bieten soll und wird wohl auch in den nächsten Jahren nicht übertroffen oder für unwichtig erklärt werden.

Anspieltipps:
Mmm…Skyscraper I Love You, Dirty Epic, Cowgirl

Das dazu passende Getränk:
Ein Gin & Tonic mit Gurke und Pfeffer, mit stylischen Plastikbecher frisch aus dem Club.

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