Charlie Winston

Live: Heitere Open Air Zofingen, 15-08-07 bis 09

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Heitere Open Air
Freitag 07.08 bis Sonntag 09.08.2015
Heitereplatz, Zofingen

Da ich in diesem Jahr eine etwas sehr grosse Anzahl von Festivals besuche, kann nicht jedes durch die Musik glänzen. Mein Heimspiel am Heitere Open Air in Zofingen kann dies schon lange nicht mehr, und wusste auch zum 25. Jubiläum keine Akzente zu setzen. Trotzdem, der Spassfaktor war hoch, der Bierkonsum sowieso und die Nächte lang. Anders kann man sich Bilder wie dieses ja nicht erklären oder?

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Toll hingegen war, dass man auch dieses Jahr neue Musik entdecken konnte. Und wieso viel darüber schreiben wenn man es in Bild und Ton zeigen kann?


Was für eine geile und eigene Mischung aus Blues-Rock und Hip-Hop von Scarecrow. Da war es auch egal, dass die Sonne vom Himmel brannte und das Publikum eher dem Konzert auswich.

Genau so intensiv und hammergeil waren am Sonntag Blues Pills. Und nein, das lag nicht nur an der Sängerin Elin Larsson im knappen Rock. Schaut euch einfach mal den Gitarristen an, wie locker er all diese Riffs und Sounds aus seinem Instrument holt.

Auch super waren die Schweizer Klischee, Eluveitie, Patent Ochsner und die internationalen Emeli Sandé, John Butler Trio, Charlie Winston und die Zofinger Bell Baronets. Eigentlich doch keine so schlechte Ausbeute, natürlich nicht zu vergleichen mit anderen Festivals in diesem Sommer. Falls ihr aber einmal Anfangs August nach Zofingen kommt, ich spendiere euch ein Bier auf dem Hausberg. Schön ist das Areal auf jeden Fall. Und viele Bilder findet ihr hier.

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Live: Paléo Festival Nyon, 15-07-25

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40. Paléo Festival
Samstag 25.07.2015
Nyon, Schweiz

Es gab mehrere Momenten am sechsten Tag des diesjährigen Paléo Festival in Nyon, in dem man sich mit geschlossenen Augen 40 Jahre in der Zeit zurück transportieren konnte. Joan Baez sang ihre sanften Folksongs, verfolgt von tausenden von Leuten, Patti Smith zelebrierte ihr Album „Horses“ in voller Länge und total energetisch, und Robert Plant spielte viele Klassiker von Led Zeppelin und alte Traditionals. War das wirklich ein Open Air Festival im Jahr 2015?

Aber genau diese Dualität aus alten Helden und modernen Künstlern gibt dem Paléo seinen Reiz. Der Anlass ist der grösste seiner Art in der Schweiz und bietet auf fünf Bühnen, einem riesen Areal und mit unzähligen Bars und Ständen das beste Gefühl und die wunderbarste Stimmung für ein Musikanlass. Dank der nahen Lage zum Genfersee spielt das Wetter fast immer mit und auch diesen Samstag zeigte sich die Sonne bis spät am Abend. Da lohnte es sich gleich doppelt, mehrere Male über das Gelände zu spatzieren und all die Gaukler, Künstler und wunderbaren Installationen zu bewundern. Im Village du Monde war der ferne Osten zu Gast und lud ein zu leckerem Essen, traditionellen Tanzvorführungen und Bands wie die chinesischen Dawanggang (mit ihrer Mischung aus Kulturgut und Rock) oder die japanischen Trommlertruppe Gocoo. Hier zeigt sich der grösste Vorteil des Paléo, denn auch wenn man vom Hauptprogramm keine Musiker kennt, im Worldmusic-Zelt oder dem Artistenviertel läuft immer so viel spannendes, dass man sowieso viel zu viel verpasst.

Wir entschieden uns aber doch, die alten Legenden zu ehren und hörten bei Joan Baez mehrere Lieder, bis es uns zu lieblich und – leider – langweilig war. Wir sind wohl zu wenig Hippies. Patti Smith und ihre Geburtstagsvorstellung von „Horses“ gefiel da viel besser. Voller Energie, mit starker Ausstrahlung und einer tollen und hübsch angezogenen Band spielte sie uns in den Rockhimmel. Und nicht vergessen: The People Have The Power! Robert Plant zeigte dies weniger durch seine Ansprachen, sondern die Musik seiner neuen Band The Sensational Space Shifters und der Verbund von afrikanischen Wurzeln und europäisch- und amerikanischen Traditionen. Dass dies sogar auf die Lieder von Led Zeppelin überschwappte war grossartig. Das Konzert verging im Flug und liess einem glücklich zurück. Auch Charlie Winston versprühte Glück und Freude mit seiner modernen Mischung aus Folk, Rock und Pop. Was wohl zu Hause nicht so stark gefangen nimmt, funktionierte in einer grossen Menge von tanzfreudigen Menschen wunderbar. Winston zeigte sich auf der Bühne als toller Tänzer, Unterhalter und Sänger. Ich bin gespannt, wie er sich am Heitere Open Air anstellen wird.

Den Abschluss mit SiriusModeselektor war dann wieder total modern und zeitgemäss, auch wenn leider nicht so aufregend. Die drei DJs wissen zwar sehr gut, wie aktueller Techno funktioniert, aber konnten ihre Lieder nie abheben lassen. Die Beats waren monoton, die Stücke haben nicht gepackt. Schade, denn gerade von Modeselektor kannte ich bisher nur tolle Musik. Wir verliessen somit den Auftritt etwas früher um noch einmal die wunderbare Atmosphäre des Festivals geniessen zu können. Paléo 2016, wir sind sicher mit dabei.

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Various Artists – Real World 25 (2014)

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Various Artists – Real World 25
Label: Real World, 2014
Format: 3 CDs in Box; mit Booklet, Poster und Aufkleber
Links: Shop, Jubiläumsseite
Genre: World, Ethnic, Pop, Rock, Folk

Ein Vierteljahrhundert Musik aus allen Ecken der echten und realen Welt. Das von Peter Gabriel gegründete Label „Real World Records“ feiert dieses Jahr das 25-jährige Bestehen, und das will doch kräftig gefeiert werden. Zu diesem Zweck wurde das hübsch gestaltete und verpackte Drei-CD-Set mit dem simplen Namen „Real World 25“ veröffentlich und deckt die gesamte Geschichte und Bandbreite des Labels ab. Nebst den CDs findet sich in der kleine Kiste noch ein Booklet mit tollen Infos zu jedem Song, ein Poster mit vielen Bildern rund um das Label und für Vorbesteller viele Kleber und Aufziehtattoos.

Unterteilt wurde das Set in drei Themen: Auf der ersten Scheibe finden sich die grossen Hits, die zweite CD beinhaltet eher unbekannte und selten gehörte Lieder, und an dritter Stelle die Lieblingssongs der Real World Hörer, ausgewertet via Internet. Dabei ist klar, dass mit den 48 Liedern praktisch alle Varianten der Musik vorgestellt werden. Von traditioneller afrikanischer Musik mit viel Rhythmus über indische Klänge hin zu wunderbaren Liedern aus dem nahen Osten, englisch traditionellem und arabisch verzauberndem – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Es ist sehr interessant und verzückend, all diese Künstler und ihre Lieder zu erforschen, entdecken und lieben zu lernen. Mit dem Begleitheft erfährt man nicht nur woher, wie alt und von wem die Songs stammen, sondern kann in den kompletten Real World Kosmos eintauchen. Offene Geister werden hier nicht nur neue Welten entdecken, sondern allgemein die Musik mit neuen Augen betrachten.

Der Gründer und Leiter selber, Peter Gabriel, gibt sich auch einen Einstand mit der Soundtrackarbeit „The Feelings Beings“ vom „Passion“ Album. Diese fügt sich hervorragend in die Compilation ein und zeugt davon, mit wie viel Sorgfalt hier gearbeitet wurde. Auch wenn man oft zwischen den Songs die Kontinente und Jahrzehnte wechselt, erscheint alles ein grosses und volles Ganzes zu ergeben. Die Lieder fügen sich zu einer farbenfrohen und klangbunten Welt zusammen, ein Abbild unserer Erde, ein reales und atmendes System. Und auch wenn sich diese Katalogzusammenstellung nicht so stark von anderen Compilations wie „30: Real Life At Womad“ unterscheidet, ist sie doch eine gelungene Ergänzung für die Sammlung und hoffentlich Startpunkt für weitere Nachforschungen und Einkäufe im Gebiet der World / Ethnic / Folk und Traditional Music.

Anspieltipps:
Mustt Mustt – Nusrat Fateh Ali Khan, The Feeling Begins – Peter Gabriel, Glistening Fields – Iarla Ó Lionáird, Release – Afro Celt Sound System, Awa Y’okeyi – Papa Wemba

Das dazu passende Getränk:
Arabischer Kaffee, japanischer Sake, indischer Lassi, tunesischer Minzsirup, englischer Earl Grey und so weiter.