Kleine Bühne

Live: On The Bus, Kleine Bühne Zofingen, 16-12-16

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On The Bus
Support: Muriel Zemp
Freitag 16. Dezember 2016
Kleine Bühne, Zofingen
Bilder: Heinz Schaub

Gewisse Ortschaften brüsten sich damit, kulturell an vorderster Stelle zu stehen. Auch die Kleinstadt Zofingen im Aargau stellt sich gerne mit solchen Aussagen ins Rampenlicht. An diesem Freitagabend fand man im Kellergewölbe des Schulhauses aber Berechtigung für solche Behauptungen. Auf der kleinen Bühne gaben sich Musiker die Klinke in die Hand, welche die Besucher auf leichte Weise kurzerhand in alle Himmelsrichtungen entführten. Weiterbildung und Ausgang in einem, irgendwo zwischen Folk und Traditionen.

Muriel Zemp machte alleine mit ihren technischen Helfern den Anfang und wagte sich an eine Mischung aus Chansons aus der französischen Welt, volkstümlichen Liedern aus den felsigen Winkeln der Schweiz und eigenen Kreationen voller Sprachschichten. Die Künstlerin und Pianistin jonglierte Loop-Aufnahmen ihrer Stimme zu halben Chören und verlieh somit bekannten Stücken neue Aspekte. Schade nur, dass gerade die Momente mit künstlichen Dums und Basslinien etwas zu stark in die Welten der Alleinunterhalter abdrifteten. Muriel Zemp ist talentiert und weiss auf er Bühne auch ihren Charme geschickt einzusetzen, doch diese Aspekte machten den Auftritt etwas unschön. Und ja, wer vor Kleinkunst eine gewisse Berührungsangst hat, der war hier auch am falschen Ort.

Da tat es gut, dass mit On the Bus danach eine lokale Formation den Saal beschallte, die ihre Musik gerne auch ungekämmt stehen lässt. Unter der Leitung von Paul Hoffmann musizierte sich das Quartett von Blues über Singer-Songwriter bis hin zu Pop und Bossa Nova durch alle erdenklichen Einflüsse. Mit viel Witz, Erfahrung und gerne auch amüsanten Texten lebte die Kleine Bühne auf und das Publikum liess sich zu lauten Ovationen hinreissen. Besonders wenn Gitarrist Renato Rizzo seine Finger in unglaublichen Variationen über die Saiten gleiten liess oder Michael Hammer sein Cajón bearbeitete, hellten die Gesichter auf.

Eigentlich wäre die Band lauter und mit Schlagzeug unterwegs, die Herren verstanden es aber wunderbar, ihre Lieder in das sanftere Kleid zu stecken. Jonas Lüscher legte den Teppich mit seinem Kontrabass aus, welcher von Paul Hoffmann nur zu gerne schelmisch betreten wurde. Und ohne es zu merken, haben On The Bus somit dem eher gesetzten Publikum eine freche und spannende Darbietung von Rock untergejubelt. Es lohnt sich manchmal doch, in die Tiefen zu steigen.

Dieser Text erschien zuerst bei Artnoir.

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