True View

Stick To Your Guns – True View (2017)

Hardcore stand schon immer dafür, sich sehr kritisch mit den politischen und sozialen Begebenheiten auseinanderzusetzen. Für ihr sechstes Album haben die Amerikaner Stick To Your Guns diese Perspektive aber nun verlassen und Sänger Jesse Barnett nimmt sich die Geister in seinem eigenen Körper an. Selbstreflexion ohne Gnade, begleitet von harten Riffs und Breakdowns, Gitarrenwänden und düsteren Grooves. „True View“ bricht dabei aber nicht mit klanglichen Traditionen, sondern ist ein weiterer Schritt in der Erfolgsgeschichte der Band.

Nach einem intro-artigen Song („3 Feet From Peace“) stürzen sich Stick To Your Guns mit „The Sun, The Moon, The Truth: Penance Of Self“ gleich in die Abgründe. Viel emotionales Geschrei, tief gestimmte Gitarren und ein schleppendes Vorankommen, nicht weit vom Doom entfernt – dieser Kampf gegen die mentalen Probleme und Beziehungskrisen ist kein einfacher. Schnell aber zieht das Tempo wieder an und die schmissigen Refrains mit Chor-Gesang kehren zurück. Die Mannen aus Kalifornien schlachten einzelne Ideen aber nie zu lange aus, sondern zeigen auf „True View“ ein gutes Händchen für geschickt platzierte Wechsel, eine eindrucksvolle Dynamik und Gefühle, die dich hart treffen.

Ob also klassisch wie bei „Married To The Noise“ oder gnadenlos und auf den Punkt wie bei „You Are Free“ – diese Mischung aus Hardcore, Punk und modernem Anspruch geht immerzu auf und packt sofort. Epik trifft auf simple Bausteine (siehe „56“), unsere eingerosteten Gedanken treffen auf neue Ansichten und Ausdrücke. Stick To Your Guns haben mit „True View“ ein Album geschrieben, dass im hart umkämpften Gebiet des intensiven Metalcore ohne Probleme besteht und als Sieger vom Platz geht. Und die Wunden werden heilen.

Anspieltipps:
The Sun The Moon The Truth: Penance Of Self, Cave Canem, You Are Free

Dieser Text erschien zuerst bei Artnoir.