Zum Glück In Die Zukunft

Marteria – Zum Glück In Die Zukunft II (2014)

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Marteria – Zum Glück In Die Zukunft II 
Label: Four Music, 2014
Format: CD mit Booklet
Links: Discogs, Künstler
Genre: Hip-Hop, Rap, Electro-Pop

„Keiner will mehr ballern, treffen um zu reden / Keiner macht mehr Malle, alle fahren nach Schweden“
Mit Hip-Hop (oder Rap, oder wie auch immer) tue ich mich seit Jahren schwer. Das Gebiet lässt sich für mich nicht wirklich erfassen, ich kenne zu wenige gute Künstler und habe mich selten dazu überwunden, mich schlauer zu machen. Aber glücklicherweise gibt es immer wieder Alben oder Musiker die sogar in mein Bewusstsein treten und mit denen ich meinen Horizont erweitern kann. Nebst Flying Lotus, Kanye West, Casper oder Steff La Cheffe hat sich in letzter Zeit vor allem Marteria einen Platz in meinem Herzen ersprochen. Und ein Album das „Zum Glück In Die Zukunft II“ heisst kann ja nur super sein.

„Die Welt zu verändern, alles liegt in meiner Gewalt. / Will Frieden verbreiten, hab immer meine Pfeife dabei.“
Marteria versteht es auf seine eigene Art und Weise, aktuellen und neumodischen Rap mit Strömungen wie Pop, Electro und Dance zu verbinden und mit klar gerappten und interessanten Zeilen zu versehen. Deutscher Hip-Hop hat es da natürlich leichter als beispielsweise englischer, denn ich verstehe die Botschaft sofort und muss nicht noch nachgrübeln, was jetzt gemeint ist. Somit ist das Hören eine entspannte Angelegenheit. Ausserdem mag ich die Stimmung von Deutschem Rap. Und hier punktet Marteria extrem: Seine Texte sind nicht ein Diss gegen irgendetwas, sondern sprechen für die Menschheit, für das Zusammenleben und für die Vielfalt. Seine Reime sind nicht die poetischsten und lieber direkt als tief in Metaphern vergraben, aber das macht ihn greifbar. In Verbindung mit der Pop-affinen Musik nähert er sich stark dem Mainstream ohne darin zu ertrinken. Klar, dies wird einigen wohl sauer aufstossen und sie wünschen sich jemanden der „true“ daherkommt. Dieses Spiel mit den Stilen, das wortgeflechtebauen um klare Melodien herum und die wunderbaren Beats ergeben aber eine grossartig funktionierende Symbiose und fruchten schon im ersten Lied, ohne jemals schwächer zu werden.

„Denn wir leben auf einem Blauen Planeten / Der sich um einen Feuerball dreht / Mit ‘nem Mond der die Meere bewegt /Und du glaubst nicht an Wunder“
Die Angst, hier nur einen Aufguss des Vorgängers „Zum Glück In Die Zukunft“ in den Händen zu halten, wird schnell in alle Winde zerstäubt und der Genuss allgegenwärtig. Ob elektronisches Gebratzel wie in „John Tra Volta“, epische Streicherromantik in „Welt der Wunder“ oder schleppende Beats wie von einer Bluesband in „Die Nacht ist mit mir“ – zu Hintergrund und Nebensächlichkeit wird die Musik nie, und geballert wird sowieso nicht unnötig. Das Album wurde ein tolles Hip-Hop-Werk der Gegenwart das Laune macht und auch bei konzentriertem Hören die Faszination nicht verliert. Teil 3, ja bitte? Obwohl, das hat bei den Filmen auch nicht so gut geklappt …

Anspieltipps:
Alt & Verstaubt, John Tra Volta, Welt der Wunder

Das passende Getränk dazu:
Tequila hält uns warm, tausend Gläser getrunken.