Für nicht wenige, wird „Boundless“ ein grosser Grund zum Aufatmen bedeuten. Denn die deutsche Post-Rock-Band Long Distance Calling kehrt nach ihrem andersartigen und positiv klingenden „Trips“ wieder zu den reinen Instrumentalsongs ohne Gäste und Gesang zurück. Und das funktioniert wunderbar, scheuen sich die Mannen doch weder vor kurzen Liedern noch Experimenten. 2006 gegründet und heute noch innovativ, so etwas trifft man im Post-Rock zu selten an.
Klar ist, dass auch auf „Boundless“, welches sich mit einem eher düsteren Cover schmückt, die Gitarren regieren und mit packenden Riffs und grossen Hooklines den Ton angeben. Eine Prise Leech, den Druck von Porcupine Tree und immer ein cineastisches Grössengefühl – Long Distance Calling sind eingespielt und hantieren locker in ihrem Sound. So sind auch Ausflüge in den Western ein einfaches Spiel und gelingen vollendes („Like A River“) – meine Angst, die Band verliere mit diesem Album etwas von ihrem Reiz hat sich somit überhaupt nicht bewahrheitet.
„Boundless“ wirkt an vielen Stellen viel eher wie ein Befreiungsschlag, ein Album voller Lust und Energie. Long Distance Calling haben sich auf ihre Wurzeln und Stärken besinnt und viele neue Lieder gefunden, die wunderbar treibend und greifbar sind. „The Far Side“ gönnt sich experimentelle Synthies zwischen marschierenden Rhythmen, immer wieder driftet die Platte in Richtung moderner Post-Metal oder steigt in die Stratosphäre zu Pink Floyd auf („Weightless“). So kann es noch lange weitergehen.
Anspieltipps:
Out There, Like A River, The Far Side
Dieser Text erschien zuerst bei Artnoir.